Max Frisch (1911-1991) Biographie: 1911 Max Frisch wird in Zürich/Schweiz am 15. Mai geboren; sein Vater ist Architekt. 1923-1930 Frisch besucht das Zürcher Realgymnasium. 1931-1933 Germanistikstudium an der Universität Zürich, er bricht jedoch seine Studien ab und arbeitet als freischaffender Journalist, er bereist Osteuropa und berichtet u.a. von der Eishockey-Weltmeisterschaft in Prag. 1935 Erste Reise nach Deutschland. Er erlebt die nationalsozialistische Rassenideologie. 1936-1941 Architekturstudium an der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) in Zürich; er beschließt das Studium mit Diplom, ein Darlehen eines Jugendfreundes hilft ihm bei der Finanzierung des Studiums. 1939-1945 Wehrdienst als Kanonier im Schweizer Heer, insgesamt 650 Diensttage. 1942 Heirat mit Gertrud Constanze von Meyenburg. Er eröffnet ein eigenes Architekturbüro in Zürich, und gewinnt den ersten Preis für seinen Entwurf für das städtische Schwimmbad. 1943 Tochter Ursula wird geboren. 1944 Geburt des Sohnes Hanspeter. Frisch beginnt Dramen zu verfassen. 1947 Erneute Reise nach Deutschland. Bekanntschaft mit Bertolt Brecht, Friedrich Dürrenmatt und Peter Suhrkamp der sein Verleger wird. 1949 Geburt der Tochter Charlotte. 1951 Frisch besucht die USA. 1954 Frisch trennt sich von seiner Familie. Er verkauft sein Architekturbüro und arbeitet fortan als freier Schriftsteller - der Erfolg seiner Werke hat ihm finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht. 1958 Frisch erhält den Georg-Büchner-Preis, den bedeutentsten Preis für deutsche Literatur. Er hält die Eröffnungsrede der Frankfurter Buchmesse und lernt die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann kennen. 1959 Scheidung von Constanze von Meyenburg. 1960-1962 Frisch Zieht nach Rom. Er lebt zusammen mit Ingeborg Bachmann. 1962 Er lernt die 23-jährige Marianne Oellers kennen, mit der er die nächsten Jahre zusammenlebt. 1966 Erste Reise in die Sowjetunion. Tod der Mutter. 1968 Zweite Reise in die UdSSR. Heirat mit Marianne Oellers. 1969 Reise nach Japan. 1971 Aufenthalt in den USA. 1976 Frisch wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. 1979 Scheidung von Marianne Oellers. 1987 Reise nach Moskau. 1991 Max Frisch stirbt am 4. April in seiner Zürcher Wohnung. Hauptwerke: Dramen: Santa Cruz,1944 Als der Krieg zu Ende war, 1945 Nun singen sie wieder, 1946 Die Chinesische Mauer, 1947 Don Juan oder die Liebe zur Geometrie, 1953 Biedermann und die Brandstifter, 1958 Andorra, 1961 Romane und Erzählungen: Antwort aus der Stille, 1937 Die Schwierigen, 1943 Bin oder die Reise nach Peking, 1945 Stiller, 1954 Homo Faber, 1957 Mein Name sei Gantenbein, 1964 Blätter aus dem Brotsack, 1940 Zusammenfassung: In Santa Cruz kommen folgende Personen vor: · Der Rittmeister, welcher ein Landgut mit Schloss besitzt. · Seine Gattin Elvira, welche 35 Jahre alt ist. · Ihre Tochter Viola. · Pelegrin, ein Vagant, was soviel bedeutet wie Landstreicher oder Weltenbummler. · Eine Wirtin namens Josephine. · Ein Doktor. · Ein Diener. · Ein Schreiber. · Ein als „Neger“ bezeichneter Austernverkäufer. · Ein Gendarm. · Ein gefesselter Poet namens Pedro. · Pächter. · Matrosen. · Totengräber. Das Werk selbst ist in ein Vorspiel und in fünf Akte aufgeteilt. Es spielt in sieben Tagen und in siebzehn Jahren. Vorspiel, in einer Gaststätte in der Nähe des Schlosses Pelegrin sitzt mit dem Doktor an einem Tisch und spielt auf der Gitarre der Wirtin. Am Nebentisch spielen einige Pächter Karten und klagen über den Rittmeister. Pelegrin erzählt von seiner Vergangenheit als Seemann. Dabei spricht er unter anderem auch von einem Mädchen namens Elvira. Die Totengräber betreten die Gaststätte und klagen über den Schnee. Pelegrin fasst den Entschluss das Schloss aufzusuchen. Erster Akt, im Schloss Es schneit seit sieben Tagen ununterbrochen. Beim Tagebuchschreiben mit seinem Schreiber, erfährt der Rittmeister von einem Diener, dass ein Fremdling in der Küche ist. Der Diener erzählt weiter, dass der Fremdling eine Koralle hat und aus Santa Cruz kommt. Beim Wort „Santa Cruz“ versinkt der Rittmeister in seiner eigenen Vergangenheit. Elvira betritt den Raum und sie redet mit dem Rittmeister über ihre gemeinsame Vergangenheit. Schliesslich lässt Elvira den Fremdling zum Abendessen einladen. Während sie den Diener über den Fremdling ausfragt, betritt dieser unbemerkt den Raum. Als Elvira in ihn Pelegrin erkennt, wendet sie sich ab und geht auf ihr Zimmer. Der Rittmeister hört Pelegrin zu, wie dieser aus seiner Vergangenheit erzählt, unter anderem von einem Schiff namens Viola. Schliesslich betritt noch Elviras Tochter, Viola, den Raum. Sie sagt, dass ihre Mutter weint. Zweiter Akt, 17 Jahre früher auf dem Achterdeck eines Schiffes Mit einer Erzählung über die Gegenwart leitet der Poet in die Vergangenheit über. Doch die Matrosen verspotten seine Erzählungen als Lügen. Pelegrin erzählt Elvira, wie er mit seinen Matrosen das Schiff den Franzosen gestohlen hat, damit er ihr nachfolgen kann. Pelegrin und Elvira sprechen über ihre zukünftigen Pläne, bis das Schiff von einer Korvette entdeckt wird. Pelegrin bringt Elvira in die Kajüte, wo er mit ihr schlafen wird. Am Ende des zweiten Aktes macht der Poet noch eine Bemerkung, welche den zweiten Akt als Traum der Elvira erscheinen lässt. Dritter Akt, wieder im Schloss Es ist nach Mitternacht. Der Diener und der Schreiber klagen, dass Pelegrin Elvira krank und nun auch den Rittmeister verrückt gemacht hat. Dieser hat den Dienern befohlen ihm die Koffer zu packen und den Schlitten bereitzumachen. Der Rittmeister befiehlt dem Schreiber einen Abschiedsbrief an Elvira zu schreiben. In dem Brief schreibt er, dass er während der Ehe seine Sehnsucht unterdrückt hat und dass er noch einmal aufs Meer, noch einmal leben möchte, bevor es ihn für immer einschneie. Dann fährt er mit dem Schlitten weg. Der Schreiber wirft Pelegrin vor, an der Abreise des Rittmeisters Schuld zu sein. Am Ende des dritten Aktes sagt Pelegrin, dass er nicht mehr sehr lange leben wird. Vierter Akt, 17 Jahre früher in Santa Cruz, Fortsetzung des zweiten Aktes Pelegrin und Elvira streiten über ihre zukünftigen Pläne. Pelegrin will mit dem Schiff nach Hawaii fahren, doch Elvira möchte heiraten und sesshaft werden. Der Austernverkäufer bedrängt Pelegrin solange mit seinen Austern, bis es in einer Rauferei endet und die Austern beschädigt werden. Pelegrin und Elvira entfernen sich. Pelegrin kommt zurück, begegnet dem Rittmeister und macht diesem das Angebot, mit ihm nach Hawaii zu segeln. Pelegrin geht auf das Schiff. Der Rittmeister begegnet dem Gendarm, welcher dem Austernverkäufer Elvira als Ersatz für die Austern geben will. Doch der Rittmeister bezahlt die Austern und erhält dafür Elvira. Er spricht mit ihr über ihre Zukunft, während das Schiff mit Pelegrin den Hafen verlässt. Fünfter Akt, wieder im Schloss Elvira erwacht und findet heraus, dass der Rittmeister abgereist ist. Sie diskutiert mit Pelegrin über ihre Vergangenheit, die Liebe, die Ehe und warum Pelegrin auf das Schloss gekommen ist. Sie verhöhnt ihn, da er nicht sagen kann, weshalb er auf das Schloss gekommen ist. Elvira geht hinaus und Pelegrin erfährt, dass Viola siebzehn Jahre alt ist. Elvira erhält vom Schreiber den Abschiedsbrief und liest ihn. Da kommt der Rittmeister zurück und er spricht mit ihr über die voreinander verborgene Sehnsucht. Sie kommen zum Schluss, dass sie ehrlicher hätten sein sollen. Pelegrin stirbt und hört mehrere Stimmen. Das Stück endet mit dem Satz: „Ich bin aus deinem Blute das Kind, Viola, die alles von neuem erfährt , die alles noch einmal beginnt.“. Schreibstil: Zum Stück Santa Cruz: Das Stück ist in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben. Jedoch spielt es auf mehreren Zeitebenen gleichzeitig. Im dritten Akt wird dies auch von Frisch selbst kommentiert: „... meinen Sie eigentlich, Sie können alle Zeiten durcheinander machen? Wir sind ein Haus der Ordnung! Was vergangen ist, das ist vergangen. Gestern, heute, morgen! Sie blättern in den Jahren herum, vorwärts und rückwärts – so eine Schweinerei!“ Das hat mich persönlich angesprochen, aber ich nehme nicht an, dass es allen gefällt. Das Stück ist sehr romantisch geschrieben. Ich empfand das Stück als ziemlich kurz, da es nur 70 Seiten hat. Es ist sicher als Maturalektüre zu empfehlen. Allgemein zu Max Frisch: Wiederkehrende Themen in seinen Werken sind Identität, Schuld und Unschuld, Selbstbild und die Problematik, die auftritt mit Bildern die wir uns von unseren Mitmenschen machen und wenn wir sie nur durch diese engen Gucklöcher zu begreifen versuchen (daher auch das biblische Bildnisverbot). Weiterhin entspringt aus Frischs perönlichem Hintergrund der Zwiespalt von rein technisch, analytischer und emotionaler Weltsicht. Frisch ist eher ein Moralist, der den Leser und Zuschauer die Tiefen der menschlichen Seele ausloten lässt und ihm den Weg bereitet, seine eigenen Schlüsse aus und bei der Lektüre, bzw. dem Theaterbesuch zu ziehen. Es ist Selbsterkenntnis, nicht Welterkenntnis und das Vermitteln parteiischer Botschaften auf das Max Frisch abzielt. In seinen Werken präsentiert er keine Weltsicht, die vorgibt objektiv zu sein, unbedingten Wahrheitsanspruch zu haben - Frischs Dramenauffassung ist vielmehr, dass jeder Mensch eine eigene Geschichte zusammenreime, die er für die Wirklichkeit und sein Leben halte.